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In diesem Blogbeitrag erwartet dich eine kleine Einführung in die Geschichte der Halbinsel Hispaniola bzw. der beiden Länder Haiti und Dom Rep. Außerdem schildere ich meine Eindrücke in dem spannenden Land, die deutlich über reinen Tourismus hinausgehen. Viel Spaß beim Lesen!
Als ich am 6. März in der Dominikanischen Republik ankam, war ich aus mehreren Gründen überwältigt und super happy:
Zum Einen hatte ich geschafft, was ich mir vorgenommen hatte: über den Atlantik bis nach Lateinamerika trampen. Zum Anderen war ich endlich dort, wo man Spanisch spricht und ich fühlte mich gleich super wohl und genoss jedes Wort, das die Dominikaner*innen sprachen. Zudem ist die Dominikanische Republik ein Land, das in vielerlei Hinsicht wunderschön und spannend ist wie ich in den nächsten 10 Tagen bestätigen konnte!
Heute ist die Dom Rep in aller erster Linie für ihre Strände und All Inclusive Urlaube bekannt. Den Teil mit den Stränden kann ich bestätigen, die Luxus-Ressort-Orte mied ich. Zum Glück gibt es sehr viele recht unberührte Orte und ich konnte zum Beispiel im Nordosten bei Las Galeras eine Wanderung zu 8. Stränden machen und einer war wirklich literally schöner als der andere.

Doch die Dominikanische Republik ist viel mehr als nur ihre Strände voller Palmen (die übrigens ja gar nicht ursprünglich in der Karibik wachsen, aber das tun Zuckerrohr und viele andere Pflanzen ja auch nicht.)
Das Land ist gerade geschichtlich und politisch auch extrem spannend! Ich kam ja vorher schon von einer Insel, die auf zwei Länder aufgespalten ist – St. Martin ist sogar die kleinste. Und auch auf der Insel Hispaniola liegt neben der Dominikanischen Republik noch das Land Haiti. Die Beziehung zwischen diesen beiden Ländern ist allerdings ungleich komplizierter als auf St. Martin. Wie man sich vorstellen kann, sah das vor der Kolonialisierung noch anders aus. Wie auf vielen anderen karibischen Inseln waren vor allem die Stämme der Arawak und der Kariben auf Hispaniola beheimatet, als die Spanier um 1500 die Insel eroberten und in kurzer Zeit durch kriegerische Auseinandersetzungen und vor allem eingeschleppte Krankheiten die Anzahl der Ureinwohner*innen stark verringerten.
Tatsächlich war Hispaniola die erste Insel, auf der Christoph Kolumbus eine Kolonie gründete. Auf der ersten Eroberungsreise ließ er aus einem Schiffswrack seiner Flotte mit Hilfe der Arawak eine kleine Siedlung namens La Navidad bauen und 40 Spanier blieben dort. Durch Gewalt und Plünderungen brachten sie die Arawak gegen sich auf, sodass La Navidad ausgelöscht war, als Kolumbus und Co wiederkamen. Nach der zweiten Kolumbus-Reise errichtete sein Bruder Bartomoleo die Siedlung Santo Domingo, heutige Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Wegen der geografischen Lage blieb Hispaniola der wichtigste Knotenpunkt für weitere Eroberungen des amerikanischen Kontinents und ist auch heute noch die größte Stadt in der Karibik.

Während meines Aufenthalts konnte ich Santo Domingo erkunden und besuchte auch einige Kolonialgebäude und Museen. Während im kleinen Museum Cazar de Colón kein Wort über die Ausbeutung durch die Spanier verloren wird, kann man in der Casa Reales an einigen Stellen klare Kritik zum Beispiel am Charakter Kolumbus’ lesen. Insgesamt war mein Eindruck allerdings, dass die Perspektive der Ureinwohner auch in diesem Museum eher kurz kommt und ein Großteil des Platzes genutzt wird, um irgendwelche kolonialen Gegenstände zu zeigen.
Ansonsten hatte ich aber eine schöne Zeit in Santo Domingo. Überall in der Dom Rep spürt man Latino-Vibes in Form von Musik, Tanz und Lärm pulsieren und die Hauptstadt ist ganz klar das Herz, wo all diese Strömungen zusammenlaufen und wieder rausgepumpt werden.
Neben Reggaeton hört man vor allem in der Hauptstadt auch immer wieder die neue Musikrichtung Dembow, die in einem Ghetto von Santo Domingo entstanden ist. Während die bürgerliche Schicht diesen Erfolg aus dem Ghetto feiert, geht die Oberschicht auf Distanz – was Dembow für mich super sympathisch macht.
Doch nicht nur die Altstadt, das Nachtleben und das coole Hostel (mit eigener Bar, Darts und Billard), in dem ich war, haben etwas zu bieten. Etwas außerhalb der Stadt befindet sich ein kleiner Park mit den unterirdischen Höhlen „Tres Ojos“, die wirklich beeindruckend und empfehlenswert sind.
Doch was hat es nun mit der Spaltung der Insel auf sich?
Schnell nach der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung begann der Handel auf der Insel zu florieren. Die Spanier beuteten die verbliebenen Arawak aus, ließen sie Gold graben und Zuckerrohr anbauen. Da die Bevölkerung durch die eingeschleppten Krankheiten etc. rasch abnahm, wurden afrikanische Sklaven nach Hispaniola verschleppt, um die Arbeitskraft zu ersetzen.
Die vielen teuren Güter wie Gold oder Zucker lockten in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten unzählige Piraten an. Ab 1625 siedelte sich eine handvoll von ihnen an und bat Frankreich um Unterstützung. Nach einigen militärischen Auseinandersetzungen und Hin und Her überließ die spanische Krone schließlich im Jahr 1697 Frankreich den westlichen Teil der Insel – das heutige Haiti. Spanien behielt allerdings den deutlich größeren Teil. In den folgenden Jahrhunderten litt die Bevölkerung der Insel unter ständigen Angriffen durch Piraten, Kriegen innerhalb und Besitzwechseln durch Angriffe von außerhalb. Zeitweise fiel die Insel komplett in französische Hände, ohne dass der spanische Einfluss verloren ging.
Ende des 18. Jahrhunderts erlangte die Insel quasi komplette Unabhängigkeit, nur um sich kurze Zeit später mit den Franzosen gegen Engländer und Spanier zu verbinden. Kurz nach dem die Sklaverei abgeschafft wurde, fielen Napoleons Truppen ein und führten sie wieder ein.
Im Jahr 1804 gelang Saint Domingue (dem heutigen Haiti) die Unabängigkeit. Im Laufe der Geschichte und durch die vielen Ausbeutungen und Kriege wurde insbesondere der östliche Teil enorm gebeutelt. Der Umstand, dass Haiti von den USA isoliert wurde, führte mit anderen Gründen dazu, dass Haiti sich heute in einer starken Krise befindet und enorme Armut grassiert. Das Erdbeben 2010 tat sein Übriges. Es gibt viele Banden und eine sehr hohe Kriminalität. Das Auswärtige Amt von Deutschland rät aktuell stark von Reisen nach Haiti ab und hat die Botschaft vorübergehend geschlossen. Ich entschied mich daher, nicht nach Haiti zu reisen. Ich hätte das Land gerne selber besucht und hätte es von dort aus auch kürzer nach Kuba gehabt, aber die Warnungen sind so eindringlich, dass sie kaum zu ignorieren sind.
Immer wieder gab es Kriege zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen oder verschiedenen Teilen der Insel.
Im Jahr 1844 proklamierte dann der östliche Teil seine Unabhängigkeit mit ungefähr den Grenzen von 1697. Die Dominikanische Republik war geboren, wurde allerdings gerade in den ersten Jahrzehnten ständig von Haiti angegriffen. Für einige Jahren in den 1860ern ordneten sie sich dafür wieder der spanischen Krone, um mit deren Unterstützung die Angriffe abzuwehren.
Anfang des 20. Jahrhunderts intervenierten dann die nahegelegenen USA in der Dom Rep wegen einer zunehmend komplizierten wirtschaftlichen Situation und hatten das Land von 1916 bis 1924 unter ihrer Kontrolle. 1871 war der Versuch, das Land den USA anzuschließen an einer Abstimmung im US-Kongress knapp gescheitert.
Nach einigen Jahren demokratischer Führung errichtete der General Rafael Trujillo im Jahr 1930 eine Militärdiktatur und regierte des Land mit harter Hand. 1942 führte er das Frauenwahlrecht ein, doch andere Modernisierungsversuche scheiterten.
Im Jahr 1937 führte Trujillo Massenhinrichtungen durch, um das Land von Haitianern zu „säubern“. Beim sogenannten Petersilien-Massaker wurden potentielle Haitianer daran erkannt wie sie das spanische Wort für Petersilie „perejil“ aussprachen.
Nach dem Tod Trujillos im Jahr 1961 entstanden politische Unruhen, die die USA 1965 durch einen Einmarsch beendeten und das Land zu demokratischen Wahlen führten. Seit 1965 hatte das Land 12 demokratische Präsidenten und ist seitdem eine einigermaßen stabile parlamentarische Demokratie.
Neben der Geschichte des Landes bzw. der Insel fand ich es total spannend die heutige Kultur zu verstehen und mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Besonders hilfreich war dabei der Besuch bei meinen Freunden Sabiel und Helena. Helena hat vor einigen Jahren einen Freiwilligendienst in San Cristobal westlich von Santo Domingo gemacht, wo Sabiel aufgewachsen ist. Mittlerweile wohnen die beiden gemeinsam in Deutschland, waren aber im März zu Besuch in der Dom Rep und ich konnte in San Cristobal vorbeischauen und bei Sabiels Familie unterkommen. Sabiel und Helena zeigten mir San Cristobal, in ihrem Garten pflückte ich zahlreiche Früchte, die ich noch nie probiert hatte, Sabiels Mutter brachte mir das verbreitete Kartenspiel Casino bei und Helenas Gastmutter zeigte mir verschiedene Tänze. Tanz und Musik sind enorm wichtig in der Dom Rep. Getanzt werden vor allem Bachata, Merengue und Salsa – ich habe mich in allen versucht.

So bekam ich einen wirklich authentischen Einblick in das Leben der Dominikaner. Teil davon ist auch, dass wir genau überlegten, wann wir was mitnahmen, da es gerade in den Regionen um Santo Domingo nicht selten zu Überfällen kommt. Auch Sabiel ist das schon passiert. Wenn man aber weiß worauf man achten muss und sich an die Tipps der Locals hält, ist die Dom Rep schon ein recht sicheres Land, so war mein Eindruck.
Gerade in den touristischeren Regionen ist es dann sowieso nochmal sicherer, wie z.B. im Norden in Cabarete, wo ich 3 Tage zum Surfen verbrachte. Cabarete ist zum Einen als Wind-Surf-Mekka bekannt. Leider war in den Tagen, in denen ich dort war, aber kein Wind, sodass ich „nur“ Wellen surfte. Dabei machte ich aber gute Fortschritte 🙂

Zum anderen ist Cabarete aber auch noch für sein Nachtleben bekannt, in das ich voll eintauchte! Die Musik in den Clubs ist allerdings wirklich extrem laut. Und nicht nur in den Clubs: Insgesamt war die Dom Rep für mich das lauteste Land, in dem ich bisher war. In den meisten Colmados – das sind kleine Läden an praktisch jeder Straßenecke, werden Boxen aufgestellt und nicht selten wird die Musik so sehr aufgedreht, dass die Verkäufer*innen einen kaum verstehen.
Natürlich durfte auch in der Dom Rep der Besuch in einer Rum-Distillerie nicht fehlen, sodass ich vor meiner Abreise aus dem Norden noch in Puerto Plata die Casa de Ron Macorix besuchte.
Insgesamt hatte ich eine sehr intensive Zeit in der Dom Rep, in der ich verschiedenen Regionen und Lebensräume des Landes kennengelernt habe und so einen guten Eindruck in das Land bekommen konnte. Die schönen Strände bleiben mir genauso in Erinnerung wie die laut, fröhliche Musik und die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Ich wäre gerne noch länger geblieben, wollte aber auch noch Kuba besichtigen, bevor ich weiter nach Mexiko reiste.
Ich komme gerne wieder und kann das Land nur empfehlen! Ich gebe übrigens keine konkreten Reisetipps in meinen Blogbeiträgen, weil ich denke, dass nicht alle Leser*innen in nächster Zeit in die Dom Rep reisen werden und ich einfach Eindrücke von meinen Besuchen beschreiben möchte.
Wenn du aber in die Dom Rep oder ein anderes Land, in dem ich war, reist, schreib mich doch sehr gerne an. Ich gebe sehr gerne Tipps – auch personalisiert je nachdem was du suchst.