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In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit Alternativen und Ideen für nachhaltigeres Reisen.
In knapp einem Jahr Reise habe ich so viele wundervolle Orte sehen können, habe neue Kulturen kennengelernt, super liebe Menschen getroffen, neue Freund*innen gefunden und unglaublich viel Neues, Spektakuläres erlebt. Kurzum, ich habe gesehen, wie wundervoll die Welt ist und auch gesehen, wie wichtig Reisen ist: Zum Einen für persönliche Entwicklung, denn beim Reisen lernt man so viel über die Welt, über Empathie und Weltoffenheit. Zum anderen aber vor allem für interkulturellen Austausch und für Völkerverständigung. In vielen Projekten, die ich besuchen und unterstützen konnte, habe ich gesehen, wie sehr Reisen auf einer persönlichen Ebene Verbindungen zwischen Menschen und Kontinenten schaffen.
Doch gleichzeitig habe ich auch an einigen Stellen sehen können, wie schon heute der Klimawandel unsere Welt verändert und zerstört: in Kuba war ich an einem komplett ausgebleichten Korallenriff tauchen, in Panama kam es beim Kanal zu einem enormen Rückstau, weil der Gatun-See viel weniger Wasser führt, als gewöhnlich. In vielen Ländern sind die eigentlich konstanten Regenzeiten kaum noch vorhersehbar und es gibt entweder viel weniger Regen als gewohnt oder viel mehr. Die Folgen für die Natur sind fatal.

Außerdem habe ich viele Menschen kennengelernt, die ohne spürbare Rücksicht auf die Umwelt reisen: die für 2 Wochen Urlaub einen ganzen Ozean überqueren, die von Medellin nach Bogotá (8 Stunden Bus) das Flugzeug nehmen oder die eine endlose Spur von Plastikmüll hinter sich ließen. Reisen kann enorm destruktiv sein und klassischer Tourismus ist dies heutzutage auch häufig. Doch es gibt eben auch viele Möglichkeiten, um Reisen nachhaltiger zu gestalten und viele davon habe ich auf dieser Reise ausprobiert und/oder kennengelernt und möchte euch diese hier vorstellen, damit ihr hoffentlich das eine oder andere mitnehmt. Ich freue mich auch, wenn ihr euch in den Kommentaren austauscht oder eigene Anregungen dalasst.

Dabei ist mir wichtig zu erwähnen, dass ich meine Emissionen zwar in einiger Hinsicht deutlich reduziert habe, aber natürlich auch weit davon entfernt bin, emissionsfrei zu reisen. Es geht auch nicht darum, dass ihr alle Ideen genauso umsetzt, sondern vielmehr, dass es wichtig ist, dass wir uns mit den vielen Emissionen auseinandersetzen, die Reisen verursacht und uns Mühe geben, diese deutlich zu reduzieren. Denn, dass sich die Art des Reisens verändern und nachhaltiger werden muss, da sind nicht nur wir uns (hoffentlich) drüber einig, sondern das sagt auch die Wissenschaft. Und dafür ist es wichtig, dass wir in Diskussion bleiben, uns gegenseitig austauschen und inspirieren.

Ich mache mir bei zunehmenden Naturkatastrophen weltweit Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Ich wünsche mir, dass meine Kinder und Kindeskinder später auch noch die Chance haben, diese fantastische Welt zu erkunden und all das wundervolle zu sehen, was ich aktuell sehen darf. Doch wenn Klimaschutz so weiter geht wie aktuell, dann wird es 2063 keine Korallenriffe mehr geben, in 70 Jahren wird die Heimat von über 200 Millionen Menschen im Meer versunken sein und eine Vielzahl von Arten wird nicht mehr existieren. Die Szenarien klingen immer dramatisch, aber so ist leider eben auch die Lage beim Klimaschutz.

Um die Tipps und Ideen etwas zu sortieren, teile ich sie nach Bereichen auf: Allgemeine Tipps, Transport, Unterkunft und Lebensmittel.

Allgemeine Tipps

Die Idee von diesem Artikel ist es selbstverständlich nicht, Emissionen zu reduzieren, um dann mehr zu reisen, sondern Emissionen zu reduzieren, um die Umwelt mit einer Reise möglichst wenig in Mitleidenschaft zu ziehen.

Generell gilt vor allem auch, dass wir uns im Zweifel fragen sollten ob wir nicht etwas weglassen können: Ist dieser Flug nun nötig oder finde ich nicht auch ein schönes Ziel in Zug-Distanz? Braucht es wirklich für die ganze Reise einen Mietwagen oder komme ich nicht auch ohne aus? Muss ich 3 Länder in 4 Wochen sehen oder kann ich nicht auch länger an einem Ort bleiben? Weniger kann im Urlaub oder auf Reisen durchaus auch mehr sein, so kann man die Zeit evtl. viel mehr genießen.

Dabei geht es nicht darum, emissionsfrei zu reisen und sich in allen Aspekten perfekt zu verhalten. Stattdessen geht es darum, sich den Auswirkungen vom Reisen bewusst zu sein oder zu werden und diese in Entscheidungen zu berücksichtigen, um den eigenen CO2-Fußabdruck deutlich zu reduzieren.

Ich bin auch dessen bewusst, dass es ein absolutes Privileg ist, dass ich die Zeit, das Geld und die Möglichkeiten habe, diese Reise so zu gestalten, doch wäre ich bei einem Zeitraum von zB einem Monat sicher nicht nach Lateinamerika geflogen, sondern hätte z.B. Inter-Rail in Osteuropa oder so gemacht.

Ganz grundsätzlich gilt auf Reisen das gleiche wie Zuhause: mit allen Ressourcen sollten wir achtsam umgehen. Das heißt: auf Wasserverbrauch achten, Klimaanlagen und Ventilatoren nur dann anmachen, wenn man sie auch braucht, etc.

Ein weiterer Punkt ist schon vor Beginn der Reise: das Gepäck. Wenn der Koffer oder Rucksack leichter ist, schont das nicht nur den Rücken, sondern sorgt auch für weniger Energieverbrauch in den Transportmitteln. Da bin ich insbesondere durch meine Gitarre nicht so vorbildlich, wollte diesen Tipp, den ich gelesen habe, aber trotzdem mit euch teilen. Ohnehin ist das wohl nicht der Tipp, der riesige Mengen CO2 einsparen wird, allerdings einer, über den vermutlich wenige nachdenken.

Wichtiger ist da schon der nächste Tipp, den viele inklusive mir beim Thema Nachhaltigkeit auch nicht auf dem Schirm haben: Antizyklisch reisen, bzw. überfüllte Orte meiden. Gerade Massentourismus führt dazu, dass Infrastrukturen überlastet werden und irreversible Schäden an Ökosystemen entstehen. Wenn zehn Menschen pro Tag durch einen kleinen Wald laufen, ist das dem Wald und seinen Bewohner*innen vermutlich recht egal. Anders sieht das aus, wenn es Tausend sind. Dem kann man vorbeugen, wenn man nicht zur Überfüllung der Orte beiträgt, in dem man in der Low Season reist oder diese Orte meidet. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass es Berufe gibt, bei denen es schwer ist, azyklisch zu reisen.

Zu guter Letzt sollten Reisende versuchen, möglichst viel lokale und kleine Läden statt große Geschäfte und Ketten zu nutzen. Das gilt für Unterkünfte, Lebensmittelläden, Souvenirs und Co. Zum Einen unterstützt man damit die Menschen vor Ort und kein riesiges Unternehmen, zum Anderen kommen so vermutlich die Produkte, Arbeitskräfte, etc. eher aus der Nähe und so wird auch die Umwelt geschont. Und z.B. in Lateinamerika ist es in den kleinen Läden häufig sogar günstiger als im Supermarkt.

Transport

Kommen wir zum Klimakiller Nr. 1 beim Transport: Fliegen. Ein Langstreckenflug von Frankfurt nach Rio und zurück emittiert ca. 3,1 Tonnen CO2-Äquivalente, nach Neuseeland sogar 6,6 Tonnen. Doch laut Wissenschaft sollte ein Mensch im Schnitt maximal 2 Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen, wenn wir die Klimaziele einhalten und die Umwelt in einem guten Zustand für kommende Generationen hinterlassen wollen. Wobei durch fehlenden Klimaschutz und dadurch folgende Umweltzerstörung der Betrag immer kleiner wird und schon jetzt Richtung 1 Tonne tendiert.
Das größte Einsparpotential beim CO2-Abdruck gibt es beim Fliegen. Dass wir gar nicht mehr fliegen, wäre zwar für das Klima am besten, ist aber wohl eher unrealistisch und ich sehe wie gesagt auch die Notwendigkeit des Austausches und der Völkerverständigung und da lässt sich das Flugzeug nicht immer vermeiden. Doch der Flugverkehr ließe sich stark reduzieren, wenn wir Fliegen als das sehen würden, was es ist: ein absolutes Privileg, denn ein Großteil der Menschen kann sich das gar nicht leisten. Damit ist Fliegen leider auch extrem unfair: ein Umstand, den wenige hören wollen, doch ein Fakt: eine Minderheit stößt beim Fliegen viel mehr CO2 und Äquivalente aus als ihnen eigentlich zusteht, wenn wir mit unserem Planeten und seinen Ressourcen im Einklang stehen wollen. Dass das Klima nicht schon vollends kollabiert ist, liegt vor allem daran, dass es viele Menschen weltweit gibt, die sich unseren Lebensstandard bei weitem nicht leisten und insbesondere nicht fliegen können, und deswegen viel weniger CO2 ausstoßen. Somit ist Fliegen ein starker Ausdruck der globalen Ungerechtigkeit und Teil einer imperialen/postkolonialen Lebensweise wie der Autor Ulrich Brand sie im Buch „Imperiale Lebensweise – zur Ausbeutung von Mensch & Natur im globalen Kapitalismus“ beschreibt. Konsequent ist dann nur, wenn wir in Zukunft auf das Flugzeug für Urlaubsreisen verzichten. So beschreibt es auch das deutsche Umweltbundesamt in seinem Konzept für „Luftverkehr der Zukunft“.
Kurz zu Äquivalenten, was ist damit gemeint? Beim Fliegen wird nicht nur CO2 in die Atmosphäre geblasen, das zur Erderwärmung beiträgt, sondern es gibt noch Nicht-CO2-Effekte, die beim Fliegen sogar fast 2/3 ausmachen. Am klimaschädlichsten beim Fliegen sind Kondensstreifen.
Wie man die Effekte durch Kondensstreifen stark reduzieren könnte, darüber schreibt mein Freund Gero in diesem Artikel für die Deutsche Welle.
Doch auch Gero kommt zu dem klaren Schluss, dass es noch lange dauern wird, bis Fliegen klimafreundlich wird und dass es daher nötig ist, Flugreisen drastisch zu reduzieren.
Fliegen sollte also als Privileg verstanden werden und als Ausnahme gelten. Doch was sind die Alternativen zum Fliegen: An Land ist das recht einfach, ein voll besetztes Auto ist klimafreundlicher als ein Flug, doch wirklich sparsam ist das Reisen mit Bus und Bahn. Dabei stimmen auch alle Quellen überein.

Die Schwierigkeit für CO2-Studien

Kurzer Exkurs: Es ist manchmal schon anstrengend, dass je nach Quelle die CO2-Bilanzen von Transportmitteln auseinandergehen. Das liegt aber daran, dass zum Beispiel der zugrundeliegende Strom-Mix einen großen Unterschied bei der Berechnung machen kann. Außerdem berechnen viele Quellen nur die Transportkosten ein, die eine Fahrt von A nach B kostet. Doch selbstverständlich muss man auch einberechnen, wie viel CO2 bei der Produktion des Fahrzeugs und der Strecke ausgestoßen wird. Unabhängig davon ist Fliegen in allen Statistiken das mit Abstand schädlichste Transportmittel und Bus und Bahn die besten.
Mit Bus und Bahn kann es natürlich länger dauern als der Flug, doch bei vielen Strecken ist der Zeit-Gewinn beim Flieger häufig viel geringer als die Flugzeit vermuten lässt. Wenn man Anreise, Checkin, Wartezeit, Gepäckannahme, etc. einrechnet, ist ein Flug eben auch doch gar nicht so schnell. Außerdem kann man bei Reisen mit Bus oder Bahn auch noch gut einen Zwischenstopp machen und sich auf dem Weg einen anderen Ort anschauen. Über Nacht zu fahren ist außerdem eine gute Option, die ich in Bussen in Lateinamerika schon häufiger genutzt habe, denn so kann man (hoffentlich) im Bus schlafen, kommt morgens an und spart sich eine Übernachtung.

Eine andere Möglichkeit, um Fliegen zu vermeiden, ist, das Ziel anzupassen. Bei einem zweiwöchigen Urlaub steht meiner Meinung nach zum Beispiel der Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten für das Klima, insbesondere nicht bei Langstreckenflügen. Und in der Nähe oder zumindest auf dem gleichen Kontinent gibt es genug schöne Reiseziele, bei denen man auch viele Menschen aus aller Welt und andere Kulturen kennenlernen kann. Übrigens etwas, dass auch sehr gut im eigenen Land und in der eigenen Stadt geht. Man muss nicht unbedingt nach Lateinamerika reisen, um Lateinamerikaner*innen kennenzulernen. Im Alltag gehen diese Möglichkeiten schnell unter, doch man kann sich eben auch mal bewusst Zeit dafür nehmen, im eigenen Land zu reisen und im eigenen Land andere Kulturen kennenzulernen. In Deutschland gibt es große Communitys von Menschen aus verschiedensten Ländern, mit denen man in Kontakt kommen und deren Kultur man kennenlernen kann. Wenn dann Freundschaften entstehen, ist es auch deutlich einfacher, sich wiederzusehen.

Bei einer langen Reise auf einem anderen Kontinent kann man sich außerdem überlegen, mehr Zeit an einem Ort zu verbringen, statt ganz viele Orte kurz zu sehen. Auf meiner Weltreise von ca. 14 Monaten habe ich mich zum Beispiel ganz bewusst für einen Kontinent entschieden, statt z.B. nach Südamerika noch Asien und Afrika zu machen. So hatte ich Zeit, mich viel intensiver in die Kultur der Länder einzudenken, an tollen Orten auch mal länger zu bleiben, die Menschen besser kennenzulernen, etc. Und ganz ehrlich, auch das war zu wenig Zeit für einen so großen Kontinent! Statt also von A nach B zu hetzen, was automatisch den CO2-Abdruck erhöht, kann man also gut auch lange an einem Ort bleiben und wird trotzdem eine wunderbare Zeit haben und alles wird man eh nie sehen können. Meiner Erfahrung nach verpasst man viele tolle Erfahrungen, wenn man schon nach zwei Tagen an einem Ort wieder abhaut. Damit meine ich gar nicht, dass man nicht auch mal einen Ort kurz besuchen kann, aber vlt bleibt man am nächsten wieder länger. Auch hier gilt vor allem, sich bewusst zu machen, welche Auswirkungen jeweils eine Reise hat und das in die Überlegungen auch einzubeziehen und zu berücksichtigen. Zumal je mehr man reist, desto mehr Zeit verbringt man auch im Bus oder anderen Transportmitteln, was immer auch Zeit ist, die man nicht am Ort verbringt.

(Boot-)Hitchhiking

Auf dieser Reise habe ich außerdem noch eine Alternative für die Überquerung von Ozeanen ausprobiert: Segelboote. Von Spanien aus bin ich auf mehreren Segelbooten über die Kanarischen Inseln und Kap Verde ich bis in die Karibik getrampt. Auch wenn Segelboote kaum Sprit bei der Fahrt verbrauchen, haben sie natürlich auch nicht unerhebliche Produktionskosten. Doch wer auf Booten mitfährt, die eh eine Reise über den Atlantik (oder auf einer anderen Route) unternehmen, produziert nahezu keinen extra CO2-Ausstoß. Wenn ihr mehr über meine Route über den Atlantik lesen wollt, findet ihr im Blog mehrere Beiträge. Hier das Tagebuch von der Atlantik-Überquerung.

Wer also länger Zeit zum Reisen hat (die braucht man fürs Segeln leider) und sich auf dem Meer einigermaßen wohlfühlt, hat so eine gute, klimaschonende Alternative und ich verspreche euch, ihr werdet wundervolle Orte sehen, vor allem auf Inseln, an die ihr sonst nie gekommen wärt!

Trampen ist übrigens natürlich auch an Land sehr klimafreundlich. Viel zu viele Autos fahren mit einer oder wenigen Personen durch die Gegend, da gibt es noch ein großes Potenzial zur Optimierung. Insbesondere von Deutschland bin ich die meiste Zeit getrampt, doch auch in Lateinamerika (meistens kürzere Strecken) und habe in diesem Artikel einige Tipps für euch gesammelt.
Trampen ist nicht nur klimafreundlich, sondern auch eine tolle Art zu Reisen, da man so ganz unterschiedliche Menschen kennenlernt und viel mehr mit Locals in Kontakt kommt.

Andersrum kann, wer einen Mietwagen nimmt, natürlich auch gut Menschen mitnehmen. Wobei bei einem Mietwagen natürlich auch immer die Frage, ob der nötig ist oder man nicht auch mit Zug, Bus und Trampen gut ans Ziel kommt. Ich persönlich mag es sehr gerne, die gleichen Transportmittel zu nutzen, wie die Locals und so auch mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und wenn du auf keinen Fall auf einen Mietwagen verzichten möchtest, kannst du ja überlegen, diesen nur für einen Teil der Reise zu nutzen. Ohne Mietwagen ist dabei in den meisten Fällen wie im echten Leben ohne Auto: deutlich günstiger!
Das gleiche gilt für Taxi oder Uber, auch hier ist die Frage, in welchen Situationen es nötig ist, sich durch die Gegend fahren zu lassen. Taxi ist meistens schneller, Bus dafür günstiger und insbesondere in den Städten sind diese meistens gut ausgebaut. Dabei noch der Hinweis, dass in Lateinamerika häufig von Taxis abgeraten wird, da es in diesen immer mal wieder zu Überfällen kommt. Uber und andere Apps sind eine gute Alternative, denn hier sind die Fahrer sicher registriert. Wenn das Taxi aber offiziell ist (und du dir da sicher bist), geht natürlich auch ein Taxi. Natürlich kommt es auch sehr darauf an, wo du bist. Ich habe gerade auf dem Land immer mal wieder inoffizielle Taxis oder Motorräder genutzt und mich dabei nie unsicher gefühlt. Und bei der Benutzung des Taxis geht nicht ein Teil des Geldes an den Konzern Uber.

Essen & Getränke

Bei Essen und Getränken kann man insbesondere gut Transportkosten und Plastikaufkommen reduzieren.

Ich gebe zu, dass ich ab und zu ein europäisches Produkt wie Pesto oder italienische Nudeln zu schätzen weiß. Doch meistens versuche ich, lokale Produkte zu konsumieren und das geht zum Beispiel in Lateinamerika sehr gut, da es sehr viel frisches, regionales Obst und Gemüse gibt, das super lecker ist. Und so wie es in Deutschland nicht nötig ist, ständig Avocados zu kaufen, brauche ich auf Reisen nicht jede Woche deutsche Produkte.

Eine weitere große Umweltbelastung, gerade bei Essen und Getränken, ist Plastik – sowohl in der Produktion als auch der Entsorgung. Doch gerade hier gibt es einige einfache Dinge, die den Plastik-Verbrauch stark reduzieren können:

Eine Trinkflasche dabei zu haben, ist ein absolutes Muss, auch um hydriert zu bleiben, wenn man gerade nirgends etwas kaufen kann. Außerdem kann man die Flasche gut mit frischem Wasser auffüllen statt jedes Mal eine neue Flasche zu kaufen. Wichtig ist natürlich, vorher zu fragen, ob das Leitungswasser trinkbar ist. Ansonsten haben aber viele Haushalte einen Filter oder einen großen Wasserbehälter, aus dem man gegen kleines Geld (meistens umsonst) Wasser bekommt. Ein weiteres praktisches Gadget ist ein eigener kleiner Wasserfilter, so kann man überall Wasser abfüllen. Auch Säfte auf der Straße kann man sich gut in die eigene Flasche abfüllen lassen.

Fürs Essen sind für mich drei Gegenstände unverzichtbar: eine Brotdose, ein Löffel und ein Taschenmesser. Damit ausgestattet kann man sich vieles selber zubereiten und ohne Plastik verzehren: zum Beispiel Brot mit Avocado. Außerdem könnt ihr euch Streetfood in die Brotdose geben lassen und dieses mit dem eigenen Löffel essen, sodass ihr das viele Plastik, das dort schnell entsteht, vermeidet. Die Brotdose ist zudem praktisch, wenn ihr im Restaurant mal nicht alles aufbekommt, um dann die Reste einstecken zu können.
Auch sehr praktisch, aber weniger aus Umweltgründen, sind eigene Gewürze, denn die gibt es leider lange nicht in jedem Hostel.

Praktisch für Einkäufe ist natürlich auch immer ein eigener Rucksack, um keine Plastiktüten nehmen zu müssen. Auch kleine Beutel für Obst und Gemüse sind auf Reisen genauso praktisch wie Zuhause. Und so wie man kaputte Dinge Zuhause nicht direkt aufgeben sollte, sondern selber reparieren oder in ein Geschäft zum Reparieren bringen sollte, gilt das natürlich auch auf Reisen. Und in Lateinamerika ist diese Kultur noch viel verbreiteter. In jeder größeren Stadt gibt es haufenweise Handyreparaturläden, Schuster*innen, Näher*innen etc. Ein kleines Nähset dabei zu haben ist übrigens auch sehr praktisch.

Hier noch ein kleiner (Not So Fun)-Fact am Rande: Es entsteht schnell der Eindruck, dass lateinamerikanische Länder und Menschen besonders verschwenderisch sind, was Plastik angeht, weil es durch das viele Streetfood sichtbarer ist. Doch tatsächlich produzieren z.B. westliche Länder viel mehr Plastikmüll pro Kopf. Bei uns ist das Plastik nur einfach nicht so sichtbar, doch häufig werden z.B. Kleidungsstücke extra in Plastik eingepackt und auch bei Lebensmitteln ist in Europa fast alles in Plastik verpackt.

Unterkunft

Die Unterkunft ist beim Reisen einer der Haupt-CO2-Verursacher, denn ein Hotel oder Hostel wird extra für Reisende gebaut und hat häufig auch einen enormen Stromverbrauch. Hier gibt es viele Möglichkeiten, den Ausstoß zu verringern. Grundsätzlich gilt, je weniger Fläche pro Person gebraucht wird, desto besser. Ein Schlafsaal mit Hochbetten ist offensichtlich platzsparender als ein Privatzimmer. Aber auch ein kleines Zimmer deutlich besser als eine riesige Suite. Hostels sind auch ein guter Ort, um andere Reisende kennenzulernen, sich gegenseitig nachhaltige Tipps zu geben und evtl. gemeinsam zu reisen, was auch häufig Emissionen einsparen kann. Auch Trampen kann für einige eine Option sein, wenn man zusammen unterwegs ist, denn insbesondere nicht alle alleinereisenden Frauen fühlen sich dabei alleine wohl.

Und es gibt noch zwei fast klimaneutrale Optionen für Unterkünfte, die ich auf dieser Reise viel ausprobiert habe: Campen und Couchsurfing.

Beim Campen mit eigenem Zelt oder wie bei mir mit eigener Hängematte, braucht es kein aufwändig errichtetes Gebäude, höchstens Sanitäranlagen auf einem Campingplatz. Doch die meiste Zeit, insbesondere während des Boot-Trampens, haben wir mit einigen Freund*innen wildgecampt und dann gibt es gar keine Infrastruktur, die extra für uns und andere Reisende errichtet wurde. Ein weiterer Vorteil vom Campen ist, dass man nah an der Natur ist. Ich fand es fantastisch, am Strand vom Meeresrauschen geweckt zu werden oder mitten im Dschungel vom Geräusch der Grillen und Vögel.

Was selbstverständlich sein sollte, sei hier trotzdem erwähnt: Nach dem Campen sollte man aufräumen und den eigenen Müll wieder mitnehmen. Vlt könnt ihr das aber sogar noch erweitern und anderen Müll einsammeln, ganz nach dem Motto: „Den Platz sauberer verlassen, als man ihn vorgefunden hat.“

Couchsurfing

Doch noch viel besser gefallen hat mir Couchsurfing. Die Idee vom Couchsurfing ist erstmal ziemlich einfach und losgelöst von der App: statt in einem Hotel zu übernachten, kommt man im privaten Haus von jemandem unter, allerdings nicht wie bei AirBnB gegen Geld, sondern für einen nicht-materiellen Austausch. AirBnB kann natürlich in einigen Fällen auch nachhaltig sein, doch in den meisten Fällen sind das Wohnungen, die extra dafür gebaut, gekauft oder gemietet werden und die sonst von jemand anderem dauerhaft bewohnt werden könnten.

Beim Couchsurfing kommt es nicht darauf an, ob man die Person kennt oder nicht, das Prinzip ist das „Surfen“, also Übernachten, auf einer Couch im privaten Haus. Die Couch ist in vielen Fällen auch ein Bett oder eine Luftmatratze.

Vor allem in Mexiko, aber auch in vielen anderen Ländern, habe ich Freund*innen besucht und bei ihnen übernachten können – die vermutlich schönste Form des Couchsurfings: man kennt die Gastgeber*innen schon, hat ein tolles Wiedersehen, keine Übernachtungskosten, lokale Guides und ist eben nachhaltiger als im Hostel.

Doch natürlich haben wir nicht alle an jedem Ort Bekannte, die wir besuchen können. Und dafür gibt es die App Couchsurfing und übrigens viele sehr ähnliche Apps.

Die Idee ist simpel: wer möchte, kann bei Couchsurfing sein Zuhause für Fremde zur Verfügung stellen. Diese können eine*n dann kontaktieren und einen Aufenthalt anfragen. Über Referenzen kann man sehen, welche Erfahrungen andere mit dieser Person hatten. Wenn alles passt, wird die Anfrage angenommen. Der Gast hat eine kostenlose Übernachtung, lernt eine*n Local kennen und kriegt super Tipps für vor Ort. Der*die Gastgeber*in lernt einen Menschen aus einer anderen Stadt oder einem anderen Land kennen, wird vlt auf ein Bier eingeladen oder bekocht und kann bei der nächsten Reise selber couchsurfen. Für mich eine Win-Win-Situation und ich habe bisher mit über 30 Couchsurfer*innen, die ich kennengelernt habe, nur gute Erfahrungen gemacht! Tatsächlich freue ich mich jetzt schon riesig darauf, Menschen in Köln in meinem Zimmer zu beheimaten.

Übrigens habe ich nicht bei allen übernachtet, die ich kennengelernt habe. Es gibt in der Couchsurfing-App auch die Möglichkeit, sich einfach so mit Reisenden zu connecten oder Events einzustellen.

Einen kleinen Nachteil gibt es bei Couchsurfing: seit Kurzem wird ein Jahresbeitrag von ca. 14 Dollar erhoben. Doch rein finanziell ist das nach spätestens zwei Übernachtungen wieder drin und all die tollen Erfahrungen, die ich durch Couchsurfing gemacht habe, sind ohnehin unbezahlbar. Wer sich das aber nicht leisten kann, kann auf einige Alternativen zurückgreifen: Siehe Backpacker-Reise.de

Zusammenfassend möchte ich mit diesem Artikel dazu anregen, sich intensiv mit den Auswirkungen von Reisen aufs Klima auseinanderzusetzen und diese Gedanken auch konkret in die Tat umzusetzen. Dabei geht es nicht darum, auf das zu verzichten, was einem Spaß macht, sondern im Rahmen der eigenen Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass Reisen nachhaltiger wird und auch noch möglichst viele zukünftige Generationen einen wundervollen Planeten entdecken können.
Der größte Hebel ist dabei zweifelsohne das Fliegen, das man durch alternative Transportmittel (Zug, Bus, Auto, Trampen) oder durch Anpassen der Reiseroute vermeiden bzw. verringern kann. Doch auch durch das Verzichten auf Mietwagen und Taxi zugunsten von Bus und Bahn, kann man viel CO2-Ausstoß reduzieren.
Bei Lebensmitteln ist der Clou, möglichst viel lokal zu kaufen und zu konsumieren und für die Plastikvermeidung immer Brotdose, Löffel, Messer und Trinkflasche dabei zu haben. Außerdem einen kleinen Rucksack und Obstbeutel zum Einkaufen und ein Nähset zum Reparieren.
Bei der Unterkunft kann man gut darauf achten, platzsparend zu wohnen und statt in eine große Hotelanlage in eine kleine Unterkunft zu gehen. Wenn man mit Einheimischen in Kontakt kommen möchte, ist Couchsurfing eine noch sparsamere Alternative und wenn man gerne in der Natur ist, sollte man über Campen nachdenken.
Auch hier gilt, dass man nicht die ganze Zeit Campen oder bei Couchsurfern übernachten muss, sondern das zum Beispiel mit Hostels abwechseln kann.

Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen und freue mich über Kommentare unter dem Beitrag oder persönliche Rückmeldungen.

1 Antwort zu „Ideen und Tipps für nachhaltigeres Reisen“

  1. Avatar von Jenny

    Hey lieber Kai, danke für deinen Artikel zum nachhaltigen Reisen! Finde ich sehr gut 😊 Als Anmerkungen: Du könntest noch über das Privileg als alleinreisender Mann unterwegs zu sein, schreiben. Zumindest beim Trampen und ggf auch beim Couchsurfing ist das als Frau alleine nicht immer so einfach und aus Sicherheitsgründen für viele vielleicht auch keine Option. Genau wie im Dunkeln ÖPNV O.ä. – Da könntest du noch schreiben, dass es sich lohnt mit anderen Reisenden zusammen unterwegs zu sein und wie gut man in Hostels Kontakte knüpft. Und auch Segeln ist nicht für alle eine Option (Reiseübelkeit etc), genau wie immer in Schlafsählen oder über Couchsurfing in Gesellschaft von anderen zu übernachten – ich brauche zb. zwischendurch auch immer mal wieder Zeit für mich und kann nicht gut immer in Gesellschaft anderer sein. Da kann man natürlich mit privaten Zimmern abwechseln. Aber das könntest du noch ergänzen, damit es anschlussfähiger für einige Leute ist 😊
    Liebe Grüße und noch eine ganz tolle Zeit dir!! ❤️

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